Innovation

Rassismus ohne «Rasse» - die Fallstricke der neurechten Diskursverschiebung

Mittwoch, 1. Juni 2022

Von Cenk Akdoganbulut

 

Ausschnitt eines Bildes von: ©Claude Zurcher, notrehistoire.ch.

Der Historiker Cenk Akdoganbulut widmet sich in seinem aktuellen Beitrag kulturalistischen Ausprägungen des Rassismus in der Schweiz: Ist es rassistisch von der Unterschiedlichkeit von Kulturen zu sprechen? Kommt der Rassismus von den rechtsextremen Rändern der Gesellschaft? Nach dem Zweiten Weltkrieg fand nicht nur ein Wandel des Rassismus, sondern auch des rechtsradikalen Spektrums statt. Die Wechselwirkungen zwischen diesen beiden Entwicklungen werden aber oft unbeachtet gelassen.

Je stärker Rassismus mit Rechtsextremismus verbunden wird, umso heftiger fällt die Zurückweisung von Rassismusvorwürfen aus. Und immer wieder wird im politischen Diskurs der Vorwurf des Rassismus damit gekontert, wo nicht von «Rasse» die Rede ist, könne es auch keine rassistische Diskriminierung geben. Prominent wird etwa der Feststellung des antimuslimischen Rassismus entgegnet, dass kein Rassismus vorliegt, da es sich um eine Religion, nicht aber um eine «Rasse» handle.

Rassismus beinhaltete jedoch nie nur «biologisch-rassische» Elemente, sondern war ein Komplex von Bestandteilen der biologische «Rasse», Geschichte, Hautfarbe, Kultur, Mentalität oder Religion. Die Verengung auf einen strikt biologischen Rassismus als einzigen gültigen Definitionsinhalt geht einerseits theoretisch von der falschen Annahme aus, dass sich vom Begriff allein die Bedeutung ableiten liesse und ist andererseits auch empirisch falsch. Auch in der nationalsozialistischen Ideologie nahmen etwa die indische oder japanische Nation eine höhere Stellung als andere ein, da ihre Hochkulturen Beweis für ihre «rassische Grösse» seien. Es war also immer ein Wechselspiel zwischen «kulturellen» und «biologischen» Schwerpunkten, die sich nach historischen Bedürfnissen und Bedingungen des Rassismus als variabel und anpassungsfähig erwiesen.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und den Gräueln des Faschismus verlor der biologische Rassismus immer stärker an Ausstrahlungskraft. Die politische Rechte, die sich darauf bezog, sah sich zunehmend in die Marginalisierung gedrängt. Infolgedessen kam es zu einer diskursiven Verschiebung, in der man immer öfter von Kultur, Volk, Ethnie oder kultureller Identität sprach. Dass dabei diese neuen Begriffe lediglich als Signifikanten des alten Rassebegriffs ohne wesentliche semantische Aktualisierung fungierten, blieb nicht unbemerkt. Durchgesetzt haben sich in diesem Zusammenhang in der Forschung die Bezeichnungen «Neo-Rassismus», «Rassismus ohne Rassen» oder «kultureller Rassismus». Die Ursprünglichkeit wurde nicht mehr in natürlichen «Rassen» verortet, sondern von nun an in natürlich gewachsenen Kulturen, die man auch weiterhin sortieren und hierarchisieren konnte.

Metamorphosen des Rassismus

Auch in der Schweiz kann man diese Entwicklung gut an den Diskursmustern in den Abstimmungen der Befürworter:innen der so genannten Überfremdungsinitiativen sehen, die in der Schweiz eine regelrechte Tradition entwickelten. Die Schweiz gilt mit James Schwarzenbach und der Nationalen Aktion gegen die Überfremdung von Volk und Heimat beziehungsweise den Schweizer Republikanern als Avantgarde des europäischen Rechtspopulismus.

Die Variabilität des Rassismus manifestierte sich im Abstimmungskampf um die Schwarzenbach-Initiative und den darauf folgenden Überfremdungsbegehren auf anschauliche Weise: Während in den 1970er Jahren gegenüber den Italiener:innen Zuschreibungen wie «temperamentvoll» und «laut» oder, dass die italienischen Männer den «schweizerischen Frauen auflauern» geläufig seien, konnten diese Stereotype in späteren Initiativen nahtlos auf Migrant:innen und Geflüchteten aus Ex-Jugoslawien, Anatolien und Nordafrika angewendet werden. Heisst also: Man sprach zwar von Kultur, die Brille aber, mit der man die Welt betrachtete, blieb dieselbe. Dabei galten die Italiener damals aufgrund einer ihnen zugesprochenen südländischen Natur als völlig inkompatibel mit der schweizerischen Eigenart und als nicht integrierbar. Als jedoch in den 1980er und 1990er Jahren vor allem Geflüchtete und Einwanderer aus dem Balkan und der Türkei kamen, wurde die religiöse Zugehörigkeit der Italiener zum Katholizismus positiv kontrastiert zur religiösen Herkunft der Neuangekommenen. Plötzlich behaupteten dieselben Parteien und Protagonisten, die vor einigen Jahren noch 350'000 Italiener ausweisen wollten, dass Katholiken grundsätzlich integrierbar seien, orthodoxe Christen und Muslime aber nicht.

Ab den 1980er Jahren wurde Kultur immer mehr zur Ordnungskategorie und der politische Diskurs über die Migrant:innen zunehmend über die Begrifflichkeiten «kulturnah» und «kulturfern» geführt. Selbst die staatliche «Ausländer- und Flüchtlingspolitik» war zeitweise daran orientiert, wie etwa das seit 1991 umgesetzte Drei-Kreise-Modell zeigt. Einen vorläufigen öffentlichkeitswirksamen politischen Höhepunkt erreichte die Kulturalisierung von Migranten in der 18%-Initiative des FDP-Politikers Philipp Müller, die den Anteil der «ausländischen» Bevölkerung in der Verfassung auf 18 Prozent fixieren wollte. Dabei wurde die ökonomische Motivation dahinter mit einer bestimmten sozialen Konstruktion der Migranten und ihrer Unerwünschtheit gerechtfertigt: «Die Leute aus den EU-Ländern standen uns kulturell weit näher und fügten sich ohne grössere Schwierigkeiten in die bestehenden Verhältnisse ein. Das kann von einem Grossteil der übrigen Einwanderer nicht gesagt werden.»

Einen Monat vor der Abstimmung nutzte Müller nochmals die Gelegenheit in einem Interview mit der NZZ die Notwendigkeit der Initiative zu begründen. Darin liess er sich über den Multikulturalismus aus, differenzierte allerdings zwischen «multikultureller Vielfalt» und «multikultureller Gesellschaft»: «Multikulturelle Vielfalt ja, das ist eine Bereicherung, auch ich esse gerne Pizza. Aber in einer multikulturellen Gesellschaft ist man sich nicht mehr einig über einen gemeinsamen Wertekonsens». Damit unterschied er akzeptable kulinarische kulturelle Einflüsse, lehnte aber die Anwesenheit von zu vielen «Ausländern» und eine «multikulturelle Gesellschaft» ab. Müllers Ablehnung der «multikulturellen Gesellschaft» lag eine Essenzialisierung der «Fremden» zugrunde: Er ging nicht nur von einer – für ihn ganz natürlichen – Dominanz der Schweizer über die Ausländer aus, deren Werte den schweizerischen unterlegen wären, sondern ent-individualisiert «die Fremden» und sieht sie primär als Teil ihrer Ethnie. «Sie kommen nicht als Menschen, sondern als kollektive Kultur», wie der deutsche Migrationsforscher Mark Terkessidis prägnant die neo-rassistische Sichtweise auf «die Fremden» beschreibt.

So wird den «Ausländern» ein nicht ablegbares Wesen oder eine Essenz zugeschrieben, die ihr Verhalten determiniert. In dieser essenzialistischen Sichtweise bleiben Migrant:innen auch nach Jahrzehnten noch Fremde und ihre Sozialisierung in der Schweiz kann daran nichts ändern. Nur insofern macht eben in der Logik von Müller auch die in der Tradition der Überfremdungsbegehren stehende 18%-Volksinitiative Sinn: Ausländer werden per se zu einer Bedrohung, weil ihre kulturelle Essenz ihnen auf ewig eingeschrieben ist. Dieses Beispiel demonstriert anschaulich, dass Kultur als Nachfolgebegriff von «Rasse» fungiert und wie stark kulturalistische Deutungsmuster bis in die Mitte der Gesellschaft dringen konnten, ohne in der breiten Öffentlichkeit als Rassismus wahrgenommen zu werden.

Die Entstehung einer «Neuen Rechten»

In den 1970er Jahren fand ein politischer Transformationsprozess im rechten Milieu statt. Jüngeren Generationen der extremen Rechten mit ihren unterschiedlichen Sozialisierungen, Wahrnehmungen und Realitäten fiel ihre Marginalisierung und Erfolglosigkeit auf. Sie nahmen die politische Sackgasse umso stärker wahr, als dass ihre linken Altersgenossen der Neuen Linken gerade dabei waren eine kulturelle Revolution in der Gesellschaft voranzubringen. Nicht mehr bereit die Einflusslosigkeit mit der emotionalen Satisfaktion zu den auserwählten, ideologisch reinen und wahren Rechten zu gehören zu kompensieren, formierte sich in diesen Jahren in Europa eine selbsternannte Neue Rechte. Diese so genannte Neue Rechte kennzeichnet sich dadurch aus, dass sie sich auf Theoriearbeit fokussiert, sich vorgeblich vom Faschismus distanziert und Brücken zum konservativen Establishment schlägt. Sie entdeckte also die Wissenschaft als politische Ressource und setzte auf (vermeintliche) Intellektualität und Wissenschaftlichkeit. Neurechte Intellektuelle versuchten ihre Theorien mit den neuesten Ergebnissen der Wissenschaft zu legitimieren und stiegen in den Kampf um die geistige Vorherrschaft in der Gesellschaft ein. Sie sahen den Kampf um die Köpfe als ihr Kampfterrain an, nicht das politische Alltagsgeplänkel. Zu ihrem Ziel proklamierte sie unter anderem die «Kulturrevolution von rechts».

Zeitschrift der französischen Neuen Rechten «Nouvelle École», Nr 47, März 1995, «Tradition».

Der Theoriehunger der 68er hatte also auch die Rechten ergriffen. Sie merkten einerseits, dass offen rechtsextreme Appelle in der Gesellschaft kaum Anklang fanden. Andererseits zeigte die Erfolglosigkeit extrem rechter und neofaschistischer Parteien, dass der Weg über die Parlamente ebenfalls mit Schwierigkeiten verbunden war. Es waren also andere Strategien erforderlich. Die Hinwendung zur Theorie ist in diesem Sinne nicht nur eine Anpassung an den Geist der 1968er, sondern auch eine Auseinandersetzung mit der eigenen politischen Marginalisierung. Dieser Modernisierungsprozess resultierte in der Überlegung, dass es nun an der Zeit sei, als Intellektuelle zu wirken, als Vordenker, die geistige Wege ebnen, und nicht mit uniformierten Schlägertrupps unterwegs zu sein. In diesem Modernisierungsprozess fand keine wesentliche inhaltliche Modifikation ihrer Kernideologie statt, sondern eine strategische.

Aggressive Inhalte, zahme Verpackung

Eine Antwort der Neuen Rechten auf den gesellschaftlichen Wandel und ihre Erfolglosigkeit lag in der Entwicklung des Ethnopluralismus durch den deutschen Soziologen Henning Eichberg 1973 in der Bundesrepublik und dessen Weitentwicklung durch die französische Neue Rechte. Gemäss der Wortherkunft würde dies so viel wie Völkervielfalt bedeuten. Was zunächst einmal recht harmlos klingt, ist allerdings eine brutale Segregations- und Apartheidsvision. Im ethnopluralistischen Verständnis sind Kulturen unterschiedlich, aber zumindest vorgeblich gleichwertig. Interkulturelle Hierarchien werden gegen aussen abgelehnt. Allerdings haben Kulturen einen ihnen angestammten Lebensbereich, eine bestimmte Geografie, mit bestimmter historischer Tradition und auch ethnischer Substanz. Neue Rechte sprechen also lieber von ethnischer Substanz, von «nationaler Identität», Völkern oder Kulturen statt von «Rassen». Das war allerdings nicht von Anfang an so: noch in den 1970er Jahren waren ethnopluralistischen Theoreme noch stark biologisch konnotiert. Man propagierte die Sache der «weissen Rasse» und begrüsste zum Beispiel die Intelligenzforschung, die Unterschiede zwischen verschiedenen «Rassen», «Ethnien» oder Kulturen festzustellen glaubte. Kurzum: Der begriffliche und strategische Ablösungsprozess de Neuen Rechten von ihren alten Kameraden brauchte Zeit. Und so fand dieser harmlos klingende Ethnopluralismus als eine Spielart des Neo-Rassismus seinen Weg bis in die Mitte der Gesellschaft.

In diesem ethnopluralistischen Weltbild haben Kulturen einen intrinsischen Wert. Sie bewerben dabei die Idee des «Rechts auf Differenz» und der «Vielfalt der Völker». Man befürwortet zumindest vordergründig die nationale Unabhängigkeit anderer Ethnien und respektiert die Traditionen anderer Kulturen, zieht dabei aber den Schluss, dass dies ebenfalls für «europäische Kulturen» gelte, wendet also das Recht auf Differenz gegen die Migranten selber. Migration und Globalisierung treten in neurechter Perspektive insofern als Zerstörer von kultureller Identität und Traditionen der europäischen Völker auf. Dieser Vorstellung liegt ein homogener, ahistorischer und statischer Kulturbegriff zugrunde. Wir haben es hier also mit einer klugen Verschleierung von Rassevorstellungen zu tun, die in der Gesellschaft auf wenig Ablehnung stossen. Und tatsächlich inszenieren sich die Neuen Rechten auch - wie Alain de Benoist, der Cheftheoretiker und Kopf der französischen Nouvelle droite vorführt - als Anti-Rassisten, da sie die Vielfalt der Völker erhalten wollen würden. Einwanderung führe aber, so de Benoist, zur Zersetzung der ethnischen Substanz und somit zu einer Vielfaltreduktion. Die Reinhaltung der Rasse wird in dieser Argumentation abgelöst durch ein Plädoyer für homogene Ethnien und Nationen.

Identitäre Bewegung.

Das Problematische an de Benoists Ausführungen ist unter anderem sein Verständnis von Vielfalt. Es ist nicht ersichtlich, warum Vielfalt mit Einfluss anderer Kulturen abnehmen sollte. Kulturen waren schon immer Ergebnisse von Hybridität, von interkulturellen Wechselwirkungen. Dass die «nationale Kultur» eine Erfindung von Nationalisten war, konnte die Nationalismusforschung aber bislang kaum erfolgreich abseits der Akademie verankern. François Jullien zum Beispiel verwahrt sich gegen die Verschränkung von Identität und Kultur und plädiert in seinem Buch «Es gibt keine kulturelle Identität» stattdessen dafür Kultur als nicht-exklusive Ressource zu verstehen. Der Kern des von de Benoists Rassismus besteht also darin Kulturen als natürlich gewachsene, homogene und ahistorische Einheiten zu verstehen. In de Benoists politischen Axiomen ist Kultur eine essenzialistische Kategorie, die gleich funktioniert wie schon das Konzept der «Rasse».

Die neuen diskursiven Formen des Rassismus operieren also wie die neurechte Diskursverschiebung zeigt oft auf der Basis von unterschwelligen Andeutungen. So wird eigentlich bei den Neuen Rechten das in der Öffentlichkeit gut zu bewerbende und an anti-rassistische Diskurse anschlussfähige «Recht auf Differenz» eine eigentliche «Pflicht zur Differenz», wie der Sozialwissenschaftler Terkessidis feststellt. Was trotz aller rhetorischen Tricksereien bleibt, ist immer die normative Aufforderung zur Erhaltung einer ethnischen oder kulturellen Substanz. Anders als militante neo-nazistische Rechtsextreme applaudierte de Benoist dem Slogan «black power», ergänzte aber, dass eben auch «yellow power», «red power» – und auch «white power» brauche. Diese perfide Adaptivität der Neuen Rechten entblösst ihre politische Vision: Eine Welt, in der Vielfalt eine bestimmte Anzahl von homogenen «Rassen» bedeutet, die ihre kulturellen Traditionen pflegen und sich nicht mischen.

An diese Zukunftsvision knüpft etwa auch die mit jugendlichem Stil und aufsehenerregenden Aktionsformen auftretende Identitäre Bewegung an, wenn sie von einem angeblichen Elitenprojekt eines Austausches der «einheimischen» europäischen Bevölkerung mit Migrierten fantasiert. Diese Argumentationsfigur lässt sich in einer ursprünglichen Form schon in den 1960er Jahren in den Schweizer Überfremdungsdiskursen finden und belegt die Pionierrolle des Schweizer Rechtspopulismus in der strategischen und rhetorischen Transformation des rechten Lagers nach 1945.

Die Anpassungsfähigkeit der Neuen Rechten zwingt uns zu einer gedanklichen Auseinandersetzung, die auf deren essenzialistischen Fallstricke angemessen reagieren kann. Um diesen rhetorischen Strategien theoretisch begegnen zu können, reicht es nicht aus die Rassismusdefinition auf eine Hierarchisierung von «minderwertigen» und «höherwertigen» Kulturen oder auf Diskriminierung in Wort und Tat zu beschränken. Denn gegen aussen lehnt die Neue Rechte zumindest vorgeblich eine solche Hierarchisierung und Diskriminierung aufgrund kultureller Merkmale ab. Vielmehr ist es eben schon rassistisch, sich die Welt in «Rassen» (oder anderen essenzialistischen Substitutionsbegriffen) zu denken.

Einfallstor für neurechte Ideen

Die neurechte Diskursverschiebung manifestierte sich anschaulich im Abstimmungskampf zur Anti-Rassismus-Strafnorm Anfang der 1990er Jahre. Neurechte Gruppen in der Schweiz bekämpften das Gesetz, indem sie das Referendum ergriffen als der Nationalrat sich anschickte die UN-Konvention gegen Rassendiskriminierung zu unterzeichnen. Die Schweizer Neuen Rechte, vertreten etwa durch den Gründer der Abendland-Zeitschrift Heinrich Meier oder Protagonisten aus der Nationalen Aktion (später Schweizer Demokraten), übernahm damit eine Vorreiterrolle in der Formierung der Gegenkampagne, die offene Rechtsextreme und Antisemiten bis hin zu lokalen Initiativen und Einzelpersonen mit oder ohne Parteibindung miteinschloss. Ferner lieferte die Neue Rechte das entscheidende Narrativ bei der Bekämpfung der Anti-Rassismus-Strafnorm, welches das Gesetz gekonnt als Beschneidung der Meinungsfreiheit uminterpretierte. In ihrer Sorge um die kulturelle Identität des Schweizer Volkes monierten sie, dass die Bundesbehörden die Schweiz sozusagen zwangsmultikulturalisieren wollten, indem sie den Ausländeranteil erhöhen und so den «Überfremdungsgrad» steigern würden. Doch damit nicht genug, in Zukunft werde man Schweizer und Ausländer sogar gleichstellen, empörten sich die Gegner des Gesetzes mit einer nonchalanten Selbstverständlichkeit. Die Abstimmung zur Anti-Rassismus-Strafnorm erfolgte dann 1994 und wurde vom Stimmvolk nur knapp mit 54% angenommen. Trotz der Niederlage eine beachtliche Mobilisierung der Stimmbürger durch die Neuen Rechten.

Abstimmungsplakat zum Referendum gegen die Einführung der Strafnorm zur Rassendiskriminierung.

Die Essenzialisierung von Kultur beziehungsweise die Kulturalisierung aller gesellschaftlichen Sphären ist ein Problem, das bis heute noch weithin Verbreitung findet. Die Geschichte der Schweizer Abstimmungskampagnen bietet sozusagen exemplarisch und paradigmatisch unzählige Belege in diese Richtung. Im Laufe der diskursiven Verschiebung von «Rasse» zu anderen Identitätsbegriffen ist Kultur zur Ordnungskategorie schlechthin avanciert. Kaum ein Phänomen, das nicht durch eine kulturelle Brille betrachtet und mit einem «kulturellen Aspekt» erklärt wird - ausser der eigenen Person beziehungsweise des eigenen Landes. Dieser Umstand zeigt, dass der Diskurs über Kulturen politisch nicht unschuldig ist. Eigene individuelle oder nationale Missetaten oder Verbrechen werden nicht mit einer kulturellen Essenz erklärt. Der kulturelle Blick trifft vor allem die Anderen.

Dadurch, dass der Kulturbegriff in der breiten Öffentlichkeit als völlig unproblematisch perzipiert wird, wird die Gefahr, die von den Metamorphosen und der Anpassungsfähigkeit des Rassismus ausgeht, unbeachtet gelassen. Gerade die Neue Rechte drängt in die Mitte der Gesellschaft und betreibt rechte Diskursverschiebung, indem sie ihre eigenen Ideen von «kultureller Identität» in die Debatten einpflanzt. Rassismus war nie nur eine Angelegenheit des rechtsextremen Randes, aber gemässigt erscheinende Neue Rechte dringen mit ihrer ethnopluralistischen Logik bis in die Mitte der Gesellschaft vor. Ein harmlos daherkommender essenzialistischer Kulturbegriff öffnet dabei ihren Zielen Tür und Tor.

Zum Autor

Cenk Akdoganbulut ist Assistent am Lehrstuhl für Zeitgeschichte an der Universität Fribourg. Seine Dissertation handelt von Armin Mohler und der «Konservativen Revolution». Er forscht zu den Themen Neue Rechte, Migration, Rassismus, Intellectual History und soziale Bewegungen. Er ist Vorstandsmitglied im Institut Neue Schweiz (INES).

Literatur

Cenk Akdoganbulut, Überfremdungsdiskurse und migrantischer Widerstand in der Nachkriegsschweiz, in: Francesca Falk: Der Schwarzenbach-Effekt, Zürich 2022, 21-36.

Benedict Anderson, Die Erfindung der Nation. Zur Karriere eines folgenreichen Konzepts, Frankfurt am Main/New York 1988.

Etienne Balibar, Gibt es einen «Neo-Rassismus», in: Etienne Balibar, Immanuel Wallerstein: Rasse, Klasse, Nation. Ambivalente Identitäten, Hamburg 1998, S. 23-38.

Manuela Bojadzijev, Die windige Internationale. Rassismus und Kämpfe der Migration, Münster 2021.

Michael W. Fischer, Ethnopluralismus. Zur Karriere eines politischen Begriffs, in: Raimund Jakob/ Martin Usteri/ Robert Weimar (Hrsg.), Psyche – Recht – Gesellschaft. Widmungsschrift für Manfred Rehbinder, Bern 1995, S. 11-30.

Hans Fröhlich/ Bernhard Müller, Überfremdungsdiskurse und die Virulenz von Fremdenfeindlichkeit vor dem Hintergrund internationaler Migrationsbewegungen, Zürich 1995.

Roger Griffin, Interregnum or endgame? The radical right in the ‘post-fascist’ era, Journal of Political Ideologies, 5:2 (2000), S. 163-178.

François Jullien, Es gibt keine kulturelle Identität. Wir verteidigen die Ressourcen einer Kultur, Berlin 2017.

Samuel Salzborn, Angriff der Antidemokraten. Die völkische Rebellion der Neuen Rechten, Beltz Juventa, Weinheim, Basel 2017.

Damir Skenderovic, The Radical Right in Switzerland. Continuity and Change, 1945-2000, New York 2009.

Damir Skenderovic, Die Schweiz als Avantgarde des europäischen Rechtspopulismus, 14.12. 2016, https://geschichtedergegenwart.ch/die-schweiz-als-avantgarde-des-europaeischen-rechtspopulismus/ (26.5.2022)

Pierre-André Taguieff, Die Macht des Vorurteils. Der Rassismus und sein Double, Hamburg 2000.

Mark Terkessidis, Kulturkampf. Volk, Nation, der Westen und die Neue Rechte, Köln 1995.

 

 

«Lieber Bürgerin als Schweizerin»

Donnerstag, 16. November 2023

Von Migmar Dolma

 

Erstpublikation: WOZ, 10. November 2023

In Ihrer neuen Kolumne schreibt INES-Vorstandsmitglied, Kolumnistin und Gewerkschafterin Migmar Dolma über den nuancierten Unterschied zwischen "Schweizerin" und "Schweizer Bürgerin". Wo erkennt sie die Differenz zwischen misstrauischen Blicken im Zug und unerwarteten Privilegien im Ausland? Was hat dies mit der vollwertigen demokratischen Teilhabe und unser Bürgerrecht zu tun? Ein eindringlicher Appell, das Bürgerrecht zu demokratisieren, um eine inklusivere Schweiz zu schaffen.

Argumentarium für ein Neues Bürgerrecht
20.April 2024 15:00 – 17:00

 

Das Argumentarium für eine Neues Bürgerrecht wird herausgegeben vom Institut Neue Schweiz INES und feiert am Demokratie-Fest der Demokratie-Initiative vom 20. April Vernissage in Bern!

Eine Volkshochschule für das Volk - Ein diversitätsorientierter Transformationsprozess in Basel auf der Tour de Nouvelle Suisse

Donnerstag, 24. August 2023

Von Inés Mateos

 

Adrian Portmann und Maja Bagat Volkshochschule beider Basel, 2023

Mit dem ersten Standort in der Tour de Nouvelle Suisse hat INES in Basel verschiedene Öffnungsprozesse von Institutionen angestossen und die Volkshochschule beider Basel (VHSBB) bei den ersten Öffnungsschritten begleitet. Dafür initiierte die VHSBB mit Unterstützung von INES einen diversitätsorientierten Transformationsprozess. Dabei geht es der VHSBB darum, der grossen Vielfalt der Basler Gesellschaft Rechnung zu tragen – in Basel haben 53% der Bevölkerung einen Migrantionshintergrund – aber auch dezidiert darum, sich selber so zu verändern, dass sie für diese heterogene Gesellschaft zukunftsfähig wird.

«Wir müssen diese Geschichten erzählen!»- Zur Benachteiligung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationsgeschichte in Schweizer Schulen.

Dienstag, 8. August 2023

Von Inés Mateos

 

Im Herzen von Basel, in der Sekundarschule Holbein treffe ich mich mit Luca Preite und Berfim Pala, Dozent und Ex-Studentin. Berfim arbeitet inzwischen als Lehrerin hier. Luca Preite war ihr Dozent an der Hochschule und hat die Masterarbeit von Berfim betreut. In ihrer Abschlussarbeit untersucht Berfim die Benachteiligung in der Schule von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Sie zeigt darin nicht nur Diskriminierungsformen auf, sondern fragt auch nach dem Widerstand der Benachteiligten dagegen, thematisiert die Grenzen der Selbstermächtigung und was gesellschaftlich zu tun ist. Darum soll es auch in unserem Gespräch gehen.

Medien der Neuen Schweiz: Reportage im Tagesanzeiger

Dienstag, 25. Juli 2023

Von INES Institut Neue Schweiz

 

Menschen mit Migrationsgeschichte und Rassismuserfahrung sind in den Medien stark unterrepräsentiert. Zunehmend mehr Initiativen nehmen diese Missstände als Anlass, eigene Projekte aufzubauen. In einer Reportage des Tagesanzeiger geht die Journalistin Aleksandra Hiltmann mit Baba News, We Talk. Schweiz ungefiltert und INES der Frage nach, wie Menschen mit Migrationsgeschichte die Medienlandschaft verändern wollen?

Perspektiven für eine Demokratisierte Geschichtspolitik in der Schweiz

Montag, 17. Juli 2023

Von Katharina Morawek

 

INES-Vorstandsmitglied Katharina Morawek ist Co-Autorin einer aktuellen Studie zur Frage der Erinnerungskultur im Auftrag der Stadt Zürich. Darin beschreiben die Autorinnen, was «Erinnerungskultur» bedeutet und geben einen Überblick zu Akteur:innen, Anliegen, Ressourcen und Handlungsmöglichkeiten. Abschliessend formulieren sie Herausforderungen und Potenziale. Die Studie bietet Anlass, einen im Handbuch Neue Schweiz verfassten Beitrag von Katharina Morawek zum Thema als Blog zu veröffentlichen.

Rahmengesetz zur Bekämpfung jeder Form von Diskriminierung

Freitag, 30. Juni 2023

Von Tarek Naguib

 

Quelle: Aktion Vierviertel

Um den Herausforderungen der Zukunft zu begegnen, braucht es laut INES eine verfassungsrechtliche Regelung, welche ein Gesetz zur Bekämpfung von Diskriminierung und Förderung der Gleichstellung verlangt. In diesem Sinne entwickelte INES-Co-Geschäftsleiter und Jurist Tarek Naguib eine Vorlage für ein Rahmengesetz zur Bekämpfung jeder Form von Diskriminierung.

Decolonize love? Eine unwahrscheinliche Liebesgeschichte zwischen «Orient und Okzident» seit dem 19. Jahrhundert

Montag, 15. Mai 2023

Von Kijan Malte Espahangizi

 

Erschienen im Magazin «NZZ Geschichte» Nr. 45, April 2023 (Der Text wurde leicht bearbeitet, Bilder ergänzt)

Als man 1971 im Iran mit viel Pomp 2500 Jahre Monarchie feiert, werden Ulrike Löttgen und Kambiz Espahangizi in Deutschland ein Paar. Als sich meine Eltern verliebten, hatten sie Klischees über ihre Herkunftsländer im Kopf. Ist die Liebesgeschichte zwischen dem «Mädchen aus Germany» und dem «persischen Prinzen» deswegen ein kitschiges Missverständnis oder gar ein historischer Fehler? Müsste ihre Liebe gar «dekolonisiert» werden? Und was hiesse dies für die globalhistorischen Verflechtungen der Moderne, die die beiden zusammengeführt haben? Diese Fragen betreffen mich sehr direkt, denn ohne die unwahrscheinliche emphasized textLiebesgeschichte meiner Eltern würde ich nicht existieren.

Ist die Schweiz eine Demokratie? - Was bedeutet echte Teilhabe für die migrantische Unterschicht?

Montag, 1. Mai 2023

Von Migmar Dhakyel

 

Erstpublikation: Denknetz Ausgabe Bedeutungsvolle Wahl, April 2023

Die Schweiz rühmt sich gern als urdemokratisches Land. Hier dürfen alle über alles mitreden und mitentscheiden. Doch mindestens ein Viertel der Bevölkerung wird von der Mitsprache ausgeschlossen. Es sind Menschen, die keinen Schweizer Pass besitzen. Wer sind diese Menschen und wieso wird ihnen das schweizerische Bürgerrecht verwehrt? Und: Bedeutet demokratische Teilhabe, über Gesetze abzustimmen und Parteien zu wählen, oder gehört da mehr dazu? Wie sieht eine Demokratie aus, die die migrantische Unterschicht miteinbezieht?

Arbeitspapier Baustelle Demokratie

Montag, 16. Januar 2023

Von Institut Neue Schweiz

 

Eine Runde der Schweizer Think-Tanks und Foresight Organisationen ist 2022 zusammengekommen, um über die Herausforderungen für die Demokratie zu diskturieren. Das Treffen fand auf Einladung der Stiftung Mercator Schweiz und der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft statt. Ziel war es, offensichtliche wie verborgene Entwicklungen zusammenzutragen sowie konkrete Massnahmen zur Stärkung und Entwicklung der Demokratie der Schweiz zu identifizieren.

ÖFFENTLICHER APPELL: SOLIDARITÄT MIT DER REVOLUTION IM IRAN

Freitag, 4. November 2022

Von Institut Neue Schweiz INES

 

AFP / UGC Image

INES solidarisiert sich mit der Revolution im Iran und unterstützt die iranischstämmigen Protestierenden in der Schweiz. Wir verurteilen jede Form totalitärer Interpretation von Weltanschauung und Religion für Verletzungen von Menschenrechten. Eine Demokratie lebt davon, dass durch sie Selbstbestimmung, Freiheit und Gleichheit in der Vielfalt gestärkt werden.

Die Last der Vergangenheit und ihre Lehren für die Gegenwart – eine juristische Sichtweise

Mittwoch, 28. September 2022

Von Liliane Denise Minder

 

Das Institut Neue Schweiz INES möchte dazu beitragen, Wege zu finden, wie wir mit vergangenem Unrecht sowie den Kämpfen dagegen umgehen. INES veranstaltet dazu am 22. Oktober in der Kaserne Basel in Zusammenarbeit mit dem Kollektiv «Schwarzenbach Komplex» einen Anlass und unterstützt tags darauf im Theater Neumarkt ein Podium zur Erinnerungskultur . Zudem veröffentlicht INES die Podcastgespräche «memleket – stimmen der neuen Schweiz». In diesem Blog schreibt die Juristin Liliane Denise Minder in einem persönlichen sowie wissenschaftlichen Beitrag über die Möglichkeit, Wiedergutmachung für vergangenes Unrecht juristisch einzufordern.

Diversity Unpacked – Kommentar zu einem schillernden Begriff

Mittwoch, 14. September 2022

Von Asmaa Dehbi, Vorstandsmitglied INES

 

Zum vierten Mal wurden in Bern verschiedene Akteur:innen und Projekte im Bereich Diversität und Inklusion ausgezeichnet. (Bild: Sandra Blaser)

Diversity ist das Wort der Stunde und scheint Garant für eine gerechte und plurale Gesellschaft zu sein. Mit dem Erhalt des Swiss Diversity Awards in der Kategorie «Religion» nimmt die Preisträgerin und INES-Vorstandsmitglied Asmaa Dehbi eine kurze Einordnung des Diversitätsbegriffs vor.

Vor Gericht die Schweizer Migrationspolitik ändern? Eine Debatte über Möglichkeiten und Grenzen des Rechtswegs zur Erreichung politischer Fortschritte

Donnerstag, 19. Mai 2022

Von Fanny de Weck & Tarek Naguib

 

Fanny de Weck und Tarek Naguib diskutieren über die Möglichkeiten und Grenzen des Rechts im Kampf um ein Ausländer-, Asyl- und Bürgerrecht frei von Willkür und dafür mehr Gerechtigkeit. Dabei sind sie sich nicht immer einig, was mit einem Rechtsstreit vor Gericht erreicht werden kann und was nicht: wo seine Potenziale und wo seine Grenzen liegen? Letztlich geht es ihnen aber beiden darum, dass die Grund- und Menschenrechte von Menschen mit Migrationsgeschichte und Rassismuserfahrung auch umgesetzt werden - und dafür muss gekämpft werden.

Antirassismus in the Making. Ein Werkstattgespräch zu Allianzen, Identitätspolitik und Intersektionalität

Samstag, 23. April 2022

Von Rahel El-Maawi, Rohit Jain, Franziska Schutzbach, Tarek Naguib

 

Die Arbeit des Institut Neue Schweiz INES ist vom Wunsch geprägt, laufende Debatten zu Migration, Diversität und Antirassismus zu dokumentieren, verschiedene Ansätze in Austausch zu bringen und offene strategische Fragen zu diskutieren. Im folgenden Gespräch thematisieren Rahel El-Maawi, Franziska Schutzbach, Tarek Naguib und Rohit Jain Fragen rund um Identitätspolitik, Repräsentation und Intersektionalität und verbinden diese miteinander. Ein Blogbeitrag in zwei Teilen. Zum Teil 2 des Gesprächs zu Antirassismus in the Making.

Wer sterben gelassen wird: Strukturelle Differenzierungen in der Pandemie

Freitag, 25. Februar 2022

Von Tino Plümecke & Linda Supik

 

Der Anstieg der Todesfälle bei Menschen ohne Schweizer Pass ist mit 21,8 Prozent während des Pandemie-Jahres 2020 fast doppelt so hoch wie der von Menschen mit Schweizer Staatsangehörigkeit. Während die Sterberate bei Frauen mit Schweizer Staatsangehörigkeit in den untersuchten Altersgruppen 45- bis 64-Jährige und 65- bis 74-Jährige leicht abnahmen, stiegen die Sterberaten bei Frauen mit ausländischer Staatsangehörigkeit im Vergleich zum Vorjahr deutlich an. Dies ergibt eine Auswertung der statistischen Daten des Bundes durch unsere Gastautor*innen Tino Plümecke und Linda Supik.

Einblick in die Vernissagen zum HANDBUCH NEUE SCHWEIZ - mit Ausblick ins kommende Jahr

Donnerstag, 23. Dezember 2021

Von Institut Neue Schweiz

 

In diesem letzten Blog-Beitrag im 2021 geben wir einen Einblick in die vier Vernissagen zum jüngst erschienenen HANDBUCH NEUE SCHWEIZ. Uns war es wichtig, Themen aufzugreifen, die das Institut Neue Schweiz INES auch im kommenden Jahr beschäftigen werden: ein neues Bürgerrecht, eine vielstimmige Bürger:innenschaft, diskriminierungsfreie Teilhabe und eine Schweiz, die für ihr globales Handeln Verantwortung übernimmt.

Handbuch #NeueSchweiz - für alle, die hier sind und noch kommen werden

Montag, 29. November 2021

Von Institut Neue Schweiz

 

Das HANDBUCH NEUE SCHWEIZ (Diaphanes Verlag) ist ab sofort im Buchhandel erhältlich - voller Migration, Vielfalt und Mehrfachzugehörigkeit. Es schafft eine vielstimmige Plattform, die zum Nachdenken, zum Gespräch und zur Diskussion einladen möchte - und die vor allem Mut machen soll: solidarisch und selbstkritisch. Wer sich ein Bild machen möchte, kann hier die Einleitung lesen.

Demokratie und Vielfalt in der Kultur – eine kulturpolitische Debatte

Freitag, 10. September 2021

Von Anisha Imhasly

 

Gruppenbild im Anschluss an die kulturpolitische Debatte, Gessnerallee Zürich, Juni 2021

An einem Samstagnachmittag anfangs Juni fanden sich rund fünfzig Menschen in der Gessnerallee Zürich ein, um auf Einladung von INES unter dem Titel „Demokratie und Vielfalt in der Kultur – eine kulturpolitische Debatte“ zu erfahren, wie es um diese Vielfalt in der Kultur bestellt ist. Dies vor dem Hintergrund eines zentralen Anliegens seitens INES: Nämlich, dass sich die demografische Realität der Schweiz in seinen Institutionen – etwa in Politik und Verwaltung, Recht, Medien, Bildung und Kultur – viel stärker abbilden muss. Was hier folgt, ist eine subjektive Einordnung der Diskussionen bzw. einige weiterführende Gedanken zum Thema.

In der Schweiz Zuhause – ausgeschafft in ein fremdes Land

Sonntag, 30. Mai 2021

Von Institut Neue Schweiz und Demokratische Juristinnen und Juristen Zürich

 

Babak Fargahi, Rechtsanwalt

In der Schweiz können seit je her Menschen, die hier geboren und aufgewachsen sind, ausgeschafft werden. Nur weil sie den Schweizer Pass nicht besitzen. Mit Annahme der Ausschaffungsinitiative und Verschärfungen im Bürgerrecht hat sich die Situation noch mehr verschlechtert. Rechtsanwalt Babak Fargahi, Filmhistorikerin Marcy Goldberg, Buket Bicer-Zimmermann, Schwester eines in die Türkei ausgeschafften Secondo, und Ständerat Paul Rechsteiner haben am 24. Mai 2021 im Rahmen der Veranstaltungsreihe Kosmopolitics über diese Missstände gesprochen. Hier kann das Video angesehen werden.

Vorschau: Eine Neue Schweiz!

Dienstag, 2. März 2021

Von Institut Neue Schweiz

 

Die Neue Schweiz ist längst da – voller Migration, Vielfalt und Mehrfachzugehörigkeit! Sie muss nur sichtbar und erfahrbar gemacht werden. Das HANDBUCH NEUE SCHWEIZ, das voraussichtlich im Herbst 2021 erscheint, bietet eine Standortbestimmung zu laufenden postmigrantischen, rassismuskritischen und intersektionalen Debatten und Visionen und vereint visionäre Essays, biografische Stories und literarische Texte mit einer Vielfalt von künstlerischen Bildbeiträgen. Ein Glossar und Random Facts versammeln praktische Werkzeuge für alltägliche und fachliche Gespräche und Debatten.

ÖFFENTLICHER APPELL: WIRTSCHAFTLICHE NOT IN ZEITEN DER CORONA-KRISE DARF AUFENTHALTSSTATUS UND EINBÜRGERUNGEN NICHT GEFÄHRDEN – SEIEN WIR AUCH HIER SOLIDARISCH!

Freitag, 1. Mai 2020

Von INES Institut Neue Schweiz

 

Die Corona-Pandemie ist nicht nur eine gesundheitliche, sondern auch eine soziale und wirtschaftliche Krise. Viele Menschen sind von Arbeitslosigkeit bedroht, werden auf Sozialhilfe angewiesen sein und müssen Schulden aufnehmen, auch in der Schweiz. Das hat massive finanzielle und soziale Auswirkungen, aber auch – was viele nicht wissen – rechtliche Folgen. Bei Entscheiden zum Aufenthaltsstatus und zur Einbürgerung spielt das Kriterium ›wirtschaftliche Integration‹ eine massgebliche Rolle. Die Corona-Pandemie ist auch deswegen für viele eine existenzielle Bedrohung. Dies betrifft potenziell ein Viertel der Wohnbevölkerung, die kein Schweizer Bürgerrecht haben, aber das Land tagtäglich mittragen und mitgestalten.

Tradition und Identität im Kontext postkolonialer Verstrickungen

Freitag, 6. März 2020

Von Halua Pinto de Magalhães

 

"Protestdemo" von FasnächtlerInnen - August 2018 (Quelle: Tageswoche, Hans-Jörg Walter)

Aufgrund des Corona-Virus wurde dieses Jahr unter anderem die Basler Fasnacht abgesagt. Die Kritik der antirassistischen Bewegung an der Fasnacht bleibt. Es stellt sich insbesondere immer noch die Frage, weshalb diese sogenannten Traditionen sowohl bei ihren Kritikern, als auch bei eingeschworenen FasnächtlerInnen so viele Emotionen auslösen. Halua Pinto de Magalhães sucht auf dem INES Blog „Stimmen der Neuen Schweiz“ nach antworten.

«Lieber Bürgerin als Schweizerin»

Donnerstag, 16. November 2023

Von Migmar Dolma

 

Erstpublikation: WOZ, 10. November 2023

In Ihrer neuen Kolumne schreibt INES-Vorstandsmitglied, Kolumnistin und Gewerkschafterin Migmar Dolma über den nuancierten Unterschied zwischen "Schweizerin" und "Schweizer Bürgerin". Wo erkennt sie die Differenz zwischen misstrauischen Blicken im Zug und unerwarteten Privilegien im Ausland? Was hat dies mit der vollwertigen demokratischen Teilhabe und unser Bürgerrecht zu tun? Ein eindringlicher Appell, das Bürgerrecht zu demokratisieren, um eine inklusivere Schweiz zu schaffen.

Eine Volkshochschule für das Volk - Ein diversitätsorientierter Transformationsprozess in Basel auf der Tour de Nouvelle Suisse

Donnerstag, 24. August 2023

Von Inés Mateos

 

Adrian Portmann und Maja Bagat Volkshochschule beider Basel, 2023

Mit dem ersten Standort in der Tour de Nouvelle Suisse hat INES in Basel verschiedene Öffnungsprozesse von Institutionen angestossen und die Volkshochschule beider Basel (VHSBB) bei den ersten Öffnungsschritten begleitet. Dafür initiierte die VHSBB mit Unterstützung von INES einen diversitätsorientierten Transformationsprozess. Dabei geht es der VHSBB darum, der grossen Vielfalt der Basler Gesellschaft Rechnung zu tragen – in Basel haben 53% der Bevölkerung einen Migrantionshintergrund – aber auch dezidiert darum, sich selber so zu verändern, dass sie für diese heterogene Gesellschaft zukunftsfähig wird.

Medien der Neuen Schweiz: Reportage im Tagesanzeiger

Dienstag, 25. Juli 2023

Von INES Institut Neue Schweiz

 

Menschen mit Migrationsgeschichte und Rassismuserfahrung sind in den Medien stark unterrepräsentiert. Zunehmend mehr Initiativen nehmen diese Missstände als Anlass, eigene Projekte aufzubauen. In einer Reportage des Tagesanzeiger geht die Journalistin Aleksandra Hiltmann mit Baba News, We Talk. Schweiz ungefiltert und INES der Frage nach, wie Menschen mit Migrationsgeschichte die Medienlandschaft verändern wollen?

Rahmengesetz zur Bekämpfung jeder Form von Diskriminierung

Freitag, 30. Juni 2023

Von Tarek Naguib

 

Quelle: Aktion Vierviertel

Um den Herausforderungen der Zukunft zu begegnen, braucht es laut INES eine verfassungsrechtliche Regelung, welche ein Gesetz zur Bekämpfung von Diskriminierung und Förderung der Gleichstellung verlangt. In diesem Sinne entwickelte INES-Co-Geschäftsleiter und Jurist Tarek Naguib eine Vorlage für ein Rahmengesetz zur Bekämpfung jeder Form von Diskriminierung.

Ist die Schweiz eine Demokratie? - Was bedeutet echte Teilhabe für die migrantische Unterschicht?

Montag, 1. Mai 2023

Von Migmar Dhakyel

 

Erstpublikation: Denknetz Ausgabe Bedeutungsvolle Wahl, April 2023

Die Schweiz rühmt sich gern als urdemokratisches Land. Hier dürfen alle über alles mitreden und mitentscheiden. Doch mindestens ein Viertel der Bevölkerung wird von der Mitsprache ausgeschlossen. Es sind Menschen, die keinen Schweizer Pass besitzen. Wer sind diese Menschen und wieso wird ihnen das schweizerische Bürgerrecht verwehrt? Und: Bedeutet demokratische Teilhabe, über Gesetze abzustimmen und Parteien zu wählen, oder gehört da mehr dazu? Wie sieht eine Demokratie aus, die die migrantische Unterschicht miteinbezieht?

ÖFFENTLICHER APPELL: SOLIDARITÄT MIT DER REVOLUTION IM IRAN

Freitag, 4. November 2022

Von Institut Neue Schweiz INES

 

AFP / UGC Image

INES solidarisiert sich mit der Revolution im Iran und unterstützt die iranischstämmigen Protestierenden in der Schweiz. Wir verurteilen jede Form totalitärer Interpretation von Weltanschauung und Religion für Verletzungen von Menschenrechten. Eine Demokratie lebt davon, dass durch sie Selbstbestimmung, Freiheit und Gleichheit in der Vielfalt gestärkt werden.

Diversity Unpacked – Kommentar zu einem schillernden Begriff

Mittwoch, 14. September 2022

Von Asmaa Dehbi, Vorstandsmitglied INES

 

Zum vierten Mal wurden in Bern verschiedene Akteur:innen und Projekte im Bereich Diversität und Inklusion ausgezeichnet. (Bild: Sandra Blaser)

Diversity ist das Wort der Stunde und scheint Garant für eine gerechte und plurale Gesellschaft zu sein. Mit dem Erhalt des Swiss Diversity Awards in der Kategorie «Religion» nimmt die Preisträgerin und INES-Vorstandsmitglied Asmaa Dehbi eine kurze Einordnung des Diversitätsbegriffs vor.

Antirassismus in the Making. Ein Werkstattgespräch zu Allianzen, Identitätspolitik und Intersektionalität

Samstag, 23. April 2022

Von Rahel El-Maawi, Rohit Jain, Franziska Schutzbach, Tarek Naguib

 

Die Arbeit des Institut Neue Schweiz INES ist vom Wunsch geprägt, laufende Debatten zu Migration, Diversität und Antirassismus zu dokumentieren, verschiedene Ansätze in Austausch zu bringen und offene strategische Fragen zu diskutieren. Im folgenden Gespräch thematisieren Rahel El-Maawi, Franziska Schutzbach, Tarek Naguib und Rohit Jain Fragen rund um Identitätspolitik, Repräsentation und Intersektionalität und verbinden diese miteinander. Ein Blogbeitrag in zwei Teilen. Zum Teil 2 des Gesprächs zu Antirassismus in the Making.

Einblick in die Vernissagen zum HANDBUCH NEUE SCHWEIZ - mit Ausblick ins kommende Jahr

Donnerstag, 23. Dezember 2021

Von Institut Neue Schweiz

 

In diesem letzten Blog-Beitrag im 2021 geben wir einen Einblick in die vier Vernissagen zum jüngst erschienenen HANDBUCH NEUE SCHWEIZ. Uns war es wichtig, Themen aufzugreifen, die das Institut Neue Schweiz INES auch im kommenden Jahr beschäftigen werden: ein neues Bürgerrecht, eine vielstimmige Bürger:innenschaft, diskriminierungsfreie Teilhabe und eine Schweiz, die für ihr globales Handeln Verantwortung übernimmt.

Demokratie und Vielfalt in der Kultur – eine kulturpolitische Debatte

Freitag, 10. September 2021

Von Anisha Imhasly

 

Gruppenbild im Anschluss an die kulturpolitische Debatte, Gessnerallee Zürich, Juni 2021

An einem Samstagnachmittag anfangs Juni fanden sich rund fünfzig Menschen in der Gessnerallee Zürich ein, um auf Einladung von INES unter dem Titel „Demokratie und Vielfalt in der Kultur – eine kulturpolitische Debatte“ zu erfahren, wie es um diese Vielfalt in der Kultur bestellt ist. Dies vor dem Hintergrund eines zentralen Anliegens seitens INES: Nämlich, dass sich die demografische Realität der Schweiz in seinen Institutionen – etwa in Politik und Verwaltung, Recht, Medien, Bildung und Kultur – viel stärker abbilden muss. Was hier folgt, ist eine subjektive Einordnung der Diskussionen bzw. einige weiterführende Gedanken zum Thema.

Vorschau: Eine Neue Schweiz!

Dienstag, 2. März 2021

Von Institut Neue Schweiz

 

Die Neue Schweiz ist längst da – voller Migration, Vielfalt und Mehrfachzugehörigkeit! Sie muss nur sichtbar und erfahrbar gemacht werden. Das HANDBUCH NEUE SCHWEIZ, das voraussichtlich im Herbst 2021 erscheint, bietet eine Standortbestimmung zu laufenden postmigrantischen, rassismuskritischen und intersektionalen Debatten und Visionen und vereint visionäre Essays, biografische Stories und literarische Texte mit einer Vielfalt von künstlerischen Bildbeiträgen. Ein Glossar und Random Facts versammeln praktische Werkzeuge für alltägliche und fachliche Gespräche und Debatten.

Tradition und Identität im Kontext postkolonialer Verstrickungen

Freitag, 6. März 2020

Von Halua Pinto de Magalhães

 

"Protestdemo" von FasnächtlerInnen - August 2018 (Quelle: Tageswoche, Hans-Jörg Walter)

Aufgrund des Corona-Virus wurde dieses Jahr unter anderem die Basler Fasnacht abgesagt. Die Kritik der antirassistischen Bewegung an der Fasnacht bleibt. Es stellt sich insbesondere immer noch die Frage, weshalb diese sogenannten Traditionen sowohl bei ihren Kritikern, als auch bei eingeschworenen FasnächtlerInnen so viele Emotionen auslösen. Halua Pinto de Magalhães sucht auf dem INES Blog „Stimmen der Neuen Schweiz“ nach antworten.

Argumentarium für ein Neues Bürgerrecht
20.April 2024 15:00 – 17:00

 

Das Argumentarium für eine Neues Bürgerrecht wird herausgegeben vom Institut Neue Schweiz INES und feiert am Demokratie-Fest der Demokratie-Initiative vom 20. April Vernissage in Bern!

«Wir müssen diese Geschichten erzählen!»- Zur Benachteiligung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationsgeschichte in Schweizer Schulen.

Dienstag, 8. August 2023

Von Inés Mateos

 

Im Herzen von Basel, in der Sekundarschule Holbein treffe ich mich mit Luca Preite und Berfim Pala, Dozent und Ex-Studentin. Berfim arbeitet inzwischen als Lehrerin hier. Luca Preite war ihr Dozent an der Hochschule und hat die Masterarbeit von Berfim betreut. In ihrer Abschlussarbeit untersucht Berfim die Benachteiligung in der Schule von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Sie zeigt darin nicht nur Diskriminierungsformen auf, sondern fragt auch nach dem Widerstand der Benachteiligten dagegen, thematisiert die Grenzen der Selbstermächtigung und was gesellschaftlich zu tun ist. Darum soll es auch in unserem Gespräch gehen.

Perspektiven für eine Demokratisierte Geschichtspolitik in der Schweiz

Montag, 17. Juli 2023

Von Katharina Morawek

 

INES-Vorstandsmitglied Katharina Morawek ist Co-Autorin einer aktuellen Studie zur Frage der Erinnerungskultur im Auftrag der Stadt Zürich. Darin beschreiben die Autorinnen, was «Erinnerungskultur» bedeutet und geben einen Überblick zu Akteur:innen, Anliegen, Ressourcen und Handlungsmöglichkeiten. Abschliessend formulieren sie Herausforderungen und Potenziale. Die Studie bietet Anlass, einen im Handbuch Neue Schweiz verfassten Beitrag von Katharina Morawek zum Thema als Blog zu veröffentlichen.

Decolonize love? Eine unwahrscheinliche Liebesgeschichte zwischen «Orient und Okzident» seit dem 19. Jahrhundert

Montag, 15. Mai 2023

Von Kijan Malte Espahangizi

 

Erschienen im Magazin «NZZ Geschichte» Nr. 45, April 2023 (Der Text wurde leicht bearbeitet, Bilder ergänzt)

Als man 1971 im Iran mit viel Pomp 2500 Jahre Monarchie feiert, werden Ulrike Löttgen und Kambiz Espahangizi in Deutschland ein Paar. Als sich meine Eltern verliebten, hatten sie Klischees über ihre Herkunftsländer im Kopf. Ist die Liebesgeschichte zwischen dem «Mädchen aus Germany» und dem «persischen Prinzen» deswegen ein kitschiges Missverständnis oder gar ein historischer Fehler? Müsste ihre Liebe gar «dekolonisiert» werden? Und was hiesse dies für die globalhistorischen Verflechtungen der Moderne, die die beiden zusammengeführt haben? Diese Fragen betreffen mich sehr direkt, denn ohne die unwahrscheinliche emphasized textLiebesgeschichte meiner Eltern würde ich nicht existieren.

Arbeitspapier Baustelle Demokratie

Montag, 16. Januar 2023

Von Institut Neue Schweiz

 

Eine Runde der Schweizer Think-Tanks und Foresight Organisationen ist 2022 zusammengekommen, um über die Herausforderungen für die Demokratie zu diskturieren. Das Treffen fand auf Einladung der Stiftung Mercator Schweiz und der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft statt. Ziel war es, offensichtliche wie verborgene Entwicklungen zusammenzutragen sowie konkrete Massnahmen zur Stärkung und Entwicklung der Demokratie der Schweiz zu identifizieren.

Die Last der Vergangenheit und ihre Lehren für die Gegenwart – eine juristische Sichtweise

Mittwoch, 28. September 2022

Von Liliane Denise Minder

 

Das Institut Neue Schweiz INES möchte dazu beitragen, Wege zu finden, wie wir mit vergangenem Unrecht sowie den Kämpfen dagegen umgehen. INES veranstaltet dazu am 22. Oktober in der Kaserne Basel in Zusammenarbeit mit dem Kollektiv «Schwarzenbach Komplex» einen Anlass und unterstützt tags darauf im Theater Neumarkt ein Podium zur Erinnerungskultur . Zudem veröffentlicht INES die Podcastgespräche «memleket – stimmen der neuen Schweiz». In diesem Blog schreibt die Juristin Liliane Denise Minder in einem persönlichen sowie wissenschaftlichen Beitrag über die Möglichkeit, Wiedergutmachung für vergangenes Unrecht juristisch einzufordern.

Vor Gericht die Schweizer Migrationspolitik ändern? Eine Debatte über Möglichkeiten und Grenzen des Rechtswegs zur Erreichung politischer Fortschritte

Donnerstag, 19. Mai 2022

Von Fanny de Weck & Tarek Naguib

 

Fanny de Weck und Tarek Naguib diskutieren über die Möglichkeiten und Grenzen des Rechts im Kampf um ein Ausländer-, Asyl- und Bürgerrecht frei von Willkür und dafür mehr Gerechtigkeit. Dabei sind sie sich nicht immer einig, was mit einem Rechtsstreit vor Gericht erreicht werden kann und was nicht: wo seine Potenziale und wo seine Grenzen liegen? Letztlich geht es ihnen aber beiden darum, dass die Grund- und Menschenrechte von Menschen mit Migrationsgeschichte und Rassismuserfahrung auch umgesetzt werden - und dafür muss gekämpft werden.

Wer sterben gelassen wird: Strukturelle Differenzierungen in der Pandemie

Freitag, 25. Februar 2022

Von Tino Plümecke & Linda Supik

 

Der Anstieg der Todesfälle bei Menschen ohne Schweizer Pass ist mit 21,8 Prozent während des Pandemie-Jahres 2020 fast doppelt so hoch wie der von Menschen mit Schweizer Staatsangehörigkeit. Während die Sterberate bei Frauen mit Schweizer Staatsangehörigkeit in den untersuchten Altersgruppen 45- bis 64-Jährige und 65- bis 74-Jährige leicht abnahmen, stiegen die Sterberaten bei Frauen mit ausländischer Staatsangehörigkeit im Vergleich zum Vorjahr deutlich an. Dies ergibt eine Auswertung der statistischen Daten des Bundes durch unsere Gastautor*innen Tino Plümecke und Linda Supik.

Handbuch #NeueSchweiz - für alle, die hier sind und noch kommen werden

Montag, 29. November 2021

Von Institut Neue Schweiz

 

Das HANDBUCH NEUE SCHWEIZ (Diaphanes Verlag) ist ab sofort im Buchhandel erhältlich - voller Migration, Vielfalt und Mehrfachzugehörigkeit. Es schafft eine vielstimmige Plattform, die zum Nachdenken, zum Gespräch und zur Diskussion einladen möchte - und die vor allem Mut machen soll: solidarisch und selbstkritisch. Wer sich ein Bild machen möchte, kann hier die Einleitung lesen.

In der Schweiz Zuhause – ausgeschafft in ein fremdes Land

Sonntag, 30. Mai 2021

Von Institut Neue Schweiz und Demokratische Juristinnen und Juristen Zürich

 

Babak Fargahi, Rechtsanwalt

In der Schweiz können seit je her Menschen, die hier geboren und aufgewachsen sind, ausgeschafft werden. Nur weil sie den Schweizer Pass nicht besitzen. Mit Annahme der Ausschaffungsinitiative und Verschärfungen im Bürgerrecht hat sich die Situation noch mehr verschlechtert. Rechtsanwalt Babak Fargahi, Filmhistorikerin Marcy Goldberg, Buket Bicer-Zimmermann, Schwester eines in die Türkei ausgeschafften Secondo, und Ständerat Paul Rechsteiner haben am 24. Mai 2021 im Rahmen der Veranstaltungsreihe Kosmopolitics über diese Missstände gesprochen. Hier kann das Video angesehen werden.

ÖFFENTLICHER APPELL: WIRTSCHAFTLICHE NOT IN ZEITEN DER CORONA-KRISE DARF AUFENTHALTSSTATUS UND EINBÜRGERUNGEN NICHT GEFÄHRDEN – SEIEN WIR AUCH HIER SOLIDARISCH!

Freitag, 1. Mai 2020

Von INES Institut Neue Schweiz

 

Die Corona-Pandemie ist nicht nur eine gesundheitliche, sondern auch eine soziale und wirtschaftliche Krise. Viele Menschen sind von Arbeitslosigkeit bedroht, werden auf Sozialhilfe angewiesen sein und müssen Schulden aufnehmen, auch in der Schweiz. Das hat massive finanzielle und soziale Auswirkungen, aber auch – was viele nicht wissen – rechtliche Folgen. Bei Entscheiden zum Aufenthaltsstatus und zur Einbürgerung spielt das Kriterium ›wirtschaftliche Integration‹ eine massgebliche Rolle. Die Corona-Pandemie ist auch deswegen für viele eine existenzielle Bedrohung. Dies betrifft potenziell ein Viertel der Wohnbevölkerung, die kein Schweizer Bürgerrecht haben, aber das Land tagtäglich mittragen und mitgestalten.

INES